vom Mittelalter bis heute.
Strassburg (frz. Strasbourg) ist die historische Hauptstadt vom Elsass und die Präfektur des Départements Unterelsass, welche die Arrondissements Strasbourg-Ville und Strasbourg-Campagne verwaltet. Strassburg ist Zentrum und größte Stadt im Elsass. Die Stadt liegt am Fluss Ill, der sich in grossen Teilen des Stadtgebietes verzweigt. Die Stadtteile im Osten mit dem Hafen grenzen an den Rhein. Am gegenüberliegenden östlichen Rheinufer liegt die badische Stadt Kehl.
Strassburg war im Mittelalter ein bedeutendes Wirtschaftszentrum und ab dem Jahre 1262 freie Reichsstadt. Das Münster war bis 1874 das höchste Gebäude weltweit und gehört heute noch zu den höchsten Kirchtürmen der Welt.
Zur Reformationszeit wurde die Stadt lutherisch. Auf dem Augsburger Reichstag im Jahre 1530 legte Strassburg ein Bekenntnis zur Reformation ab. Man schloss sich jedoch nicht den ‚Protestanten’ der ‚Confessio Augustana’ an, sondern legte mit Konstanz, Lindau und Memmingen ein eigenes, von Capito und Bucer verfasstes Bekenntnis ab.
Frankreich strebte 1648 den Rhein als Grenze an, wobei die im Westfälischen Frieden gewonnene Reichsvogtei über die elsässischen Reichsstädte den eigenen Zwecken nutzbar gemacht wurde - Strassburg blieb hiervon zunächst ausgenommen. Erst im Zuge im Jahre 1679 begonnenen Reunionspolitik Königs Ludwigs XIV. geriet auch Strassburg ins Visier. Nachdem die Stadt im September im Jahre 1681 durch die Franzosen besetzt worden war, wurde diese Änderung de Herrschaftsverhältnisse im Frieden von Rijswijk 1697 endgültig bestätigt. Protestanten sind von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen worden, das Münster wurde wieder katholisiert. Die Aufhebung des Toleranzedits von Nantes durch das Edikt von Fontainebleau von 1685 mit dem die Unterdrückung des Protestantismus in Frankreich endgültig legalisiert wurde, fand jedoch im Elsaß keine Anwendung und es herrschte Religionsfreiheit. Die lutherische, deutsch geprägte Universität Strassburgs gab es weiter. Das Elsaß war ausserdem bis 1789 als eine province à l'instar de l'étranger effectif durch eine entlang der Vogesen verlaufende Zollgrenze vom übrigen Frankreich getrennt, also zollrechtlich Ausland, während es keine Zollgrenze gegenüber dem Reich gab. Somit blieb die Stadt (inkl. Umland) kulturell deutsch geprägt und deutschsprachig.
Johann Wolfgang von Goethe studiert 1770 und 71 in der elsässischen Metropole! In diesen Jahren wurde die Stadt ein wichtiges Zentrum der Literaturbewegung "Sturm und Drang". Johann Gottfried von Herder und Jakob Michael Lenz lebten ebenfalls hier.
In der Zeit der französischen Revolution wurde Strassburg zu einem Anziehungspunkt für deutsche Republikaner. Der wohl bekannteste ist Eulogius Schneider. In den nächsten Jahren wurde der Ort zum Exil für deutsche Revolutionäre und Oppositionnelle, beispielsweise Georg Büchner.
In Strassburg wurde auch von Claude Joseph Rouget de Lisle die berühmte Marseillaise komponiert.
Im 19. Jahrhundert verdreifachte sich die Bevölkerung auf 150.000. Im Jahre 1871, nach dem deutsch-französischen Krieg, wurde Strassburg vom neu gegründeten Deutschen Reich zur Hauptstadt des Reichslandes Elsass-Lothringen erklärt. Während des Krieges war Strassburg von deutschen Truppen besetzt und stark unter Beschuss.
Strassburg wurde neben Köln und Metz nach 1871 zu einer der wichtigsten Festungen im Westen des Deutschen Reiches ausgebaut. Moderne Umwallungen wurde gebaut, die ältere Wallabschnitte aus der französischen Zeit miteinbezog. Von den Wallanlagen sind Reste der Zitadelle von Vauban erhalten, vor allem aber große Teile der preußischen Befestigungen im Bereich des Bahnhofs. Hier sind heute noch Grabenwehren aus Eisen ersichtlich, damals und heute ungewöhnlich anzuschauen. Darüber hinaus wurde um die Stadt ein Gürtel aus Forts gebaut, von denen die meisten heute noch zu sehen sind.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1871 und der Wiedergewinnung von Elsaß-Lothringen durch das Deutsche Reich kann die politische Situation als sehr komplex bezeichnet werden. Die Mehrheit der elsässischen Bevölkerung stand 1871 einer Eingliederung in das neu gegründete Deutsche Reich negativ gegenüber, was sich in den Reichtagswahlen nach 1871 dokumentierte, in denen bis 1890 die Autonomisten, die der neuen politischen Ordnung ablehnend gegenüberstanden, die Mehrheit erzielten. Nach 1871 fand jedoch ein wirtschaftlicher Aufschwung statt, welcher einen Teil der Bevölkerung mit der preußisch-deutschen Herrschaft versöhnte. 1872 wurde die Universität als "Kaiser-Wilhelm-Universität" (nach Wilhelm I) neu gegründet und wurde zu einer der bedeutendsten Hochschulen im Deutschen Reich. Darüber hinaus zeigte eine effiziente deutsche Verwaltung, die im Gegensatz zur zentralistischen französischen Verwaltung auch den Gemeinden und Städten einen eigenen Gestaltungsspielraum beließ, auch ihre positiven Wirkungen.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Stadt wieder Frankreich zugeschlagen. Die Annexion durch Frankreich erfolgte gemäß den 14 Punkten von US-Präsident Wilson ohne Volksabstimmung. Am Anfang des 2. Weltkriegs wurden alle Einwohner Strassburgs evakuiert, wie bei allen anderen grenznahen Ortschaften ebenfalls. Strassburg blieb bis 1944 von der deutschen Wehrmacht besetzt. In der Nachkriegszeit wurde Strassburg aufgrund des Engagements des langjährigen Oberbürgermeisters Pierre Pflimlin zum Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung und der europäischen Einigung.